15 Mai 2017

Als ob die Zeit still stünde

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In wenigen Tagen würden die Osterferien beginnen, ich freute mich auf die schulfreie Zeit und auf all meine kleine Projekte, die ich für die Ferien geplant hatte. Mein Vater war schon seit einer Weile stark erkältet. Wir befürchteten, dass sich seine Erkältung zu einer Lungenentzündung entwickeln könnte. Und wir wussten, dass demenzkranke Menschen eine Lungenentzündung nicht einfach wegstecken können. Am Mittwochabend ging es ihm schon sehr schlecht und die Antibotika gegen die allfällige Lungenentzündung hatten nicht geholfen. Im Gegenteil, der tiefe Husten hatte sich noch verschlimmert. Mein Vater lag hilflos in seinem Bett, hatte hohes Fieber und schlief ganz fest. Er atmete kurze und schnelle Atemzüge, sein Körper war angespannt. Das Fieber wollte nicht mehr weggehen. Dass wir nur noch ein paar Stunden mit ihm haben würden, wurde zur plötzlichen Tatsache. In der Nacht auf den Karfreitag schlief mein lieber Papi dann für immer ein. Es war, als ob die Zeit still stünde.
Mein Vater hatte frontotemporale Demenz. In seinem Fall fing diese Krankheit schon sehr früh an. Viel zu früh. Wohl mit ungefähr 55 Jahren. Anfangs hatte er Mühe, sich Namen zu merken. Dann konnte er die Bezeichnungen von Alltagsgegenständen nicht mehr zuordnen. Am Ende konnte er dann gar nicht mehr sprechen und hatte alle üblichen Demenz-Symptome. Sein letztes Jahr verbrachte er im Pflegeheim, wo es ihm sehr gut ging. Dieses Jahr hätte er offiziell in den Ruhestand treten können. Ich denke, er wäre von seinem Lehrerberuf wohl schon ein paar Jahre früher zurück getreten. Einfach, um das Leben zu geniessen. Meine Mutter und er hätten bestimmt die Zeit ausgekostet, um gemeinsam zu verreisen. Seine letzte Reise ist er nun alleine angetreten.

Ich wusste nicht recht, ob ich diesen Teil meines Lebens hier auf meinem Blog teilen wollte. Aber mein Vater war immer mein grosser Halt. Er hat mir so viel bedeutet, dass ich seinen Verlust bei meinen Beiträgen nicht einfach auslassen könnte.  Und ausserdem wäre heute sein 65. Geburtstag. Alles Gute zum Geburtstag, Papi! Ich vermisse Dich! ♡Stefanie

13 Kommentare:

  1. es tut mir soo leid . mein allerherzlichstes beileid (ich drück dich gedanklich .!)
    dein text ist wundervoll . ich kannte diese art von demenz gar nicht und bin erschrocken wie früh es leute schon treffen kann .!
    danke dass du auch diese lebensbereich bzw diesen teil von dir mit uns geteilt hast (ich bewundere solch ernste persönliche themen immer . weil ich damit nie so offen und schon gar nicht öffentlich umgehen könnte)
    wünsch dir alles alles liebe und nur das beste .
    die sarah

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  2. Liebe Stefanie, es tut mir so leid für dich. Das ist einfach viel zu früh. Danke dass du die Geschichten mit deine Vater hier geteilt hast, ich habe sie alle gelesen und war mit meinem Herzen immer bei euch.
    Liebe Grüße und ganz viel Kraft
    Ines

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  3. liebe stefanie, das tut mir unglaublich leid. ich wünsche dir und deiner familie viel kraft in dieser schweren zeit. :* sassi

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  4. Anonym16.5.17

    Liebe Stefanie,
    seit Jahren lese ich still Deinen Blog und erfreue mich an Deiner schier unerschöpflichen, kreativen Energie. Heute bin ich beim Lesen aber noch stiller geworden.
    Meine heiß geliebte Mutter ist zwei Tage vor Karfreitag auch an einer Lungenentzündung gestorben, mit 71 Jahren aus relativer Gesundheit heraus, für uns völlig unvermutet. Auch sie hätte einige Tage später Geburtstag gehabt.
    Ich kann so gut nachfühlen, wie es Dir geht und drücke Dir hiermit mein zutiefst und ehrlich empfundenes Mitgefühl aus.
    Man braucht alle Kraft, um durch diese Trauerwellen zu schwimmen. Und es ist ein großes Geschenk, wenn man durch die vorher empfangene Liebe der Eltern genau diese Kraft als Keim ins Herz gelegt bekommen hat. Wie es sich anhört, hast Du das auch bekommen. Also lass die Saat der Liebe aufgehen und schreite mutig durch die Trauertäler, um dem Schmerz tapfer zu begegnen und ihn zu glücklichen Erinnerungen, echter Dankbarkeit und wiederum Liebe werden zu lassen.
    Ich wünsche Dir einen guten Weg dahin und ein leichtes Herz.
    Liebe Grüße aus Stuttgart von Janine

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    1. Ich wünsche dir ebenfalls ganz viel Kraft und danke dir von Herzen für deinen Kommentar, der mich sehr berührt hat. Alles Liebe und Gute!

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  5. Ach meine Liebe, ich drücke dich! Auch von mir ganz herzliches Beileid für deine Familie, ich wünsche euch ganz viel Kraft für die nächste Zeit. Dein Beitrag hat mich wirklich tief berührt.

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  6. Ich danke euch ganz ganz herzlich für eure lieben Kommentare. Es ist so lieb, dass ihr euch extra die Zeit genommen habt, um hier ein paar Sätze zu hinterlassen. Das bedeutet mir sehr viel. Danke!

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  7. Mein herzliches Beileid und ganz viel Kraft für euch! ♥
    Deine Worte haben mich sehr berührt. Fühl dich ganz fest gedrückt!

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  8. Anonym20.5.17

    Liebe Stefanie,
    letztes Jahr um diese Zeit habe ich meinen Papa verloren, er wurde 66. Nach einem Jahr schmerzt es noch immer stark, aber ich denke auch viel an alles, was er mir beigebracht habe und danke ihm dafür. So trägt man einen geliebten Menschen immer weiter bei sich, denke ich.
    Ich wünsche dir viel Kraft in deiner Trauerzeit.
    Liebe Grüße aus Köln, Anne

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  9. Du Liebe,
    dass tut mir so unglaublich leid und ich drücke dich solange, wie du es brauchst !!
    Ich wünsche dir und deiner familie ganz viel Trost - dass ihr euch bewusst Zeit nehmt um zu trauern und Abschied zu nehmen.
    Ich fühle sehr mit dir - habe dieses Jahr auch jemanden verloren, der tief in meinem Herzen einen Platz hat !

    Dicke Umarmung !
    Deine Dani

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  10. Liebe Stefanie, der Tod deines Vaters tut mir sehr leid. Ich bin selbst ein Papa-Kind und empfinde ganz tief wie traurig du sein musst.... es war sicher auch schwer in den letzten Jahren zuzusehen, wie du deinen Papa Stück für Stück ein bißchen mehr verloren hast.

    Halte die guten Momente, die vielen Erinnerungen tief in deinem Herzen... da wird dein Papa immer bei dir sein <3

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  11. Liebe Stefanie,
    ich lese in recht unregelmäßigen Abständen, Deinen fröhlichen, unkomplizierten und lieben Blog. Heute zum ersten Mal seit Monaten. Wenn ich Diene Seite öffne, denke ich meist daran, wie es Dir wohl geht, mit Deinem Papi, seit ich das erst mal in einem Deiner Posts über seine Demenzerkrankung gelesen hatte.
    Heute kann ich nicht schlafen, und nachdem ich diene Psots der letzten Zeit durchgehe, muss ich lesen, dass Du Deinen Papa jetzt verloren hast. Das tut mir sehr leid, auch, dass Du die letzten 10 Jahre mit ihm so ganz anders erleben musstest, als es hätte sein sollen.
    Ich hoffe, dass Du ihn immer in guter Erinnerung behältst und dass Du und Deine Familie gerne an ihn denkt und jetzt in Erinnerung an ihn und seine wahre Persönlichkeit auch freier in die Zukunft schauen könnte.
    Alles alles Gute!!!

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    1. Liebe Julia, ich danke dir herzlich für deine lieben Worte, die du hier extra für mich geschrieben hast. Ich denke jeden Tag an meinen Vater und vermisse ihn wirklich sehr. Aber es ist auch schön, wenn ich mich an ihn zurück erinnere und weiss, was für ein guter Mensch und Vater er war. Nach einer Demenzerkrankung ist der Tod natürlich auf eine Art auch eine Erlösung und somit auch ein bisschen Trost für uns, die zurückgeblieben sind.
      Ich hoffe, dir und deinen Familienmitgliedern geht es gut und danke dir!

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Vielen herzlichen Dank, dass du dir Zeit nimmst, mir eine Nachricht zu hinterlassen! ♡